Disruptive Technologien

Das bedeutet disruptive Innovation

Definition

Merkmale disruptiver Technologien

Bedeutende Innovationen

Disruptive KI

Gesellschaftliche Auswirkungen

Disruptive Technologien sind allgegenwärtig. Printmedien, Smartphones, das Internet – all dies begleitet uns praktisch täglich und ist kaum mehr wegzudenken.

Doch was ist eine disruptive Technologie genau? Und wie erkennt man überhaupt eine solch bahnbrechende Innovation? Wir erklären es Ihnen.


Disruptive Technologie: Definition

Disruption bedeutet, dass etwas ersetzt wird oder sich stark und dauerhaft verändert. In Bezug auf Technologie heißt dies, dass etwas Neues am Markt in Erscheinung tritt und grundlegenden Einfluss darauf nimmt. Das kann so weit gehen, dass durch eine disruptive Innovation bestehende Geschäftsmodelle und etablierte Technologien nicht mehr rentabel sind und sich Unternehmen neu orientieren müssen.

Die Begriffe „Disruptive Technology“ bzw. „Disruptive Innovation“ stammen von Clayton M. Christensen, einem ehemaligen Professor an der Harvard Business School. 1995 stellte er gemeinsam mit Joseph L. Bower die zugehörige Theorie auf.

Im Fachartikel „Disruptive Technologies: Catching the Wave“ ging es darum, dass Unternehmen darauf achten müssen, bahnbrechende Technologien, die auf den ersten Blick für die Bedürfnisse ihrer Kund*innen potenziell uninteressant sind, nicht sofort gänzlich zu ignorieren. Um stets an der Spitze der Branche zu bleiben, müssen disruptive Innovationen identifiziert und Strategien entwickelt werden, wie man mit diesen umgeht.

Wann ist eine Technologie disruptiv?

Nicht jede neue Technologie ist zugleich disruptiv. Es gibt gewisse Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit eine Innovation als bahnbrechend angesehen werden kann.

Disruptive Technologien weisen unter anderem folgende Merkmale auf:

  • Sie sind neuartig und weichen deutlich von bestehenden Lösungen ab.
  • Oft tauchen sie völlig unerwartet auf.
  • Zu Beginn werden häufig eine Marktnische oder sehr spezifische Kund*innenbedürfnisse bedient.
  • Bestehende Player*innen am Markt adressieren ebenjene Segmente nicht oder nur unzureichend.
  • Für etablierte Unternehmen sind diese Marktnischen oder neuen Märkte meist finanziell unattraktiv und werden nicht oder nur wenig beachtet.
  • Unter Umständen weist die neue Technologie zu Beginn noch einige Schwächen auf, die laufend behoben werden.
  • Sie wird bedienfreundlicher, kostengünstiger oder erleichtert bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten zum Teil deutlich – sie ist also bereits verfügbaren Technologien überlegen.
  • Mit der Zeit beginnt die disruptive Innovation den Markt zu dominieren und bestehende Lösungen zu verdrängen.
  • Die Technologie behauptet sich langfristig und wird zum neuen Standard.

Nun wird auch klar, was Clayton M. Christensen mit seiner Theorie zu disruptiven Technologien aussagen wollte. Bestehende Marktteilnehmer*innen achten häufig zu sehr auf die aktuellen Bedürfnisse ihrer Zielgruppe und vergessen dabei, auch die Wünsche der Kund*innen von morgen mitzudenken.

Sie investieren in bestehende Technologien, um diese stetig zu verbessern, beschäftigen sich aber wenig mit neuartigen Innovationen. Beginnt eine derartige neue Technologie sich zu etablieren und bestehende Märkte stark zu verändern, ist es mitunter schon zu spät, um noch an die Spitze der Branche zu gelangen. Um nicht verdrängt oder abgehängt zu werden und weiterhin erfolgreich zu sein, ist es essenziell, genügend Zeit und finanzielle Mittel für (Markt- und Konsument*innen-) Forschung, Entwicklung und Produkttests zur Verfügung zu stellen.

Bedeutende disruptive Innovationen

In der Vergangenheit gab es eine Vielzahl an bedeutenden technologischen Fortschritten und bahnbrechenden Innovationen. Ohne diese wäre die Welt heute nicht so, wie wir sie kennen.

Zu den bedeutendsten disruptiven Innovationen zählen folgende:

  • Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg.
  • Die Dampfmaschine, grundlegend für die industrielle Revolution.
  • Der Transistor ermöglichte die Entwicklung immer kleinerer, schnellerer und zuverlässigerer Computer und ist heute in elektronischen Geräten als Bauteil nicht mehr wegzudenken.
  • Die Erfindung des Computers selbst.
  • Analoge Kameras und in weiterer Folge Digitalkameras.
  • Kassetten und anschließend CDs.
  • Mobiltelefone und die in den 2000ern erstmals auf den Markt gekommenen Smartphones.
  • Das Internet vernetzt mittlerweile Menschen weltweit und erleichtert den Austausch von Daten sowie den Erwerb von Produkten erheblich.
  • Künstliche Intelligenz – obwohl schon länger bekannt und in Verwendung haben die aktuellen Entwicklungen enormes Potenzial, bestehende Märkte aufzubrechen und massiv zu verändern.

Auch das Auto stellte einen bedeutenden technologischen Fortschritt, aber keine disruptive Innovation dar. Es verdrängte andere, bestehende Fortbewegungsmittel wie Fahrräder, Motorräder u. ä. nicht, sondern existiert parallel. Die Elektromobilität und E-Autos hingegen fordern die Automobil- und KFZ-Branche heraus. Es besteht die Möglichkeit der Disruption und die Verdrängung der aktuell etablierten diesel- und benzinbetriebenen Fahrzeuge.

Disruptive KI

Im heutigen Zeitalter der Digitalisierung gibt es aktuell eine disruptive Technologie, deren Auswirkungen auf die Gesellschaft noch immer nicht völlig absehbar sind: die Künstliche Intelligenz. Bereits jetzt stellt sie bestehende Märkte grundlegend auf den Kopf und eröffnet neue Markt- und Kund*innensegmente. Sie hat das Potenzial, zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen sowie ganze Branchen, Unternehmen und Berufsbilder maßgeblich zu beeinflussen – oder gänzlich zu ersetzen.

Nachstehende Beispiele können als disruptive KI betrachtet werden:

  • Generative KI: schaffen neuer Inhalte wie Texte, Videos und Bilder sowie zur Kommunikation (Chatbots)
  • KI in der medizinischen Diagnostik: Analyse von Röntgen- und Ultraschallbildern, Veränderung von bestehenden Diagnoseverfahren
  • Gesichtserkennung, Bild- und Spracherkennung durch KI: eröffnet neue Möglichkeiten der Zugangskontrolle, für Bezahlsysteme, zur Überprüfung der Identität sowie der Entwicklung von persönlichen, virtuellen Assistent*innen
  • Autonomes Fahren: Potenzial, die Mobilität langfristig zu verändern, bietet Chancen in den Bereichen Personentransport, Liefer- und Fernverkehr
  • KI und Finanzdienstleistungen: erkennen von Betrugsmustern, Beurteilung der Kreditwürdigkeit, Identifizierung von Trends und Risiken, Stichwort „FinTechs“
  • Fertigung und Produktion: Unterstützung bei Qualitätskontrollen, der Optimierung von Prozessen, Automatisierung von Tätigkeiten und Aufgaben sowie vorausschauende Wartung

Derzeit ist Künstliche Intelligenz in Betrieben teils mehr, teils weniger im Einsatz – abhängig von der jeweiligen Branche und Industrie. Dies dürfte sich jedoch aufgrund neuer Möglichkeiten und der stetigen Weiterentwicklung der bereits auf dem Markt befindlichen Anwendungen noch zugunsten der KI ändern.

Unternehmen wie Impact AI bieten effektive Tools, um die eigenen KI-basierten Produkte zu überwachen, Trends und Potenziale zu erkennen und auch hinsichtlich gesetzlicher Regularien wie der EU KI Verordnung auf dem neuesten Stand zu bleiben.

 

Auswirkungen bahnbrechender Innovationen auf die Gesellschaft

Disruptive Technologien haben unsere Gesellschaft in mehrfacher Hinsicht positiv beeinflusst und unser aller Leben zum Teil erheblich verändert. Neben Fortschritten in vielen Bereichen wie der Medizin, der Technik, dem Finanzwesen und der Produktion, wurde etwa die Erledigung von bestimmten Aufgaben zum Beispiel massiv vereinfacht und zeitlich verkürzt.

Dazu zählen unter anderem das Erstellen von Analysen, das Einkaufen sowie die Bezahlung von Produkten, Dienstleistungen oder Mitarbeitenden. Auch die Kommunikation ist nun mit wesentlich weniger Aufwand möglich – per Sprachnachricht, Chat, Videotelefonie oder einem schlichten Telefonanruf.

Wo Licht ist, ist in der Regel auch Schatten. So können disruptive Innovationen beispielsweise neue Märkte schaffen, verdrängen aber zugleich bestehende. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen sowie ihre Beschäftigten. Der Verlust von Arbeitsplätzen ist nicht selten die Folge. Insbesondere Veränderungen in der Arbeitswelt machen es nötig, bestehendes Personal zu qualifizieren und gegebenenfalls in Umschulungen zu investieren.

Potenzial zur Disruption haben derzeit spannende Technologien wie die Blockchain, der 3D-Druck und das Genome Editing (Genschere CRISPR/Cas9). Genom-Editierung vereinfacht die gezielte Veränderung des Erbguts um ein Vielfaches, was entsprechend ethische Bedenken hervorruft. Beispielsweise kann durch den Einsatz von CRISPR bereits bei Embryos theoretisch Einfluss auf die zukünftige Augen- und Haarfarbe genommen werden. Zugleich ergeben sich aber enorme Möglichkeiten und Verbesserungen im Bereich der Medizin, unter anderem was die Heilung von Erbkrankheiten oder anderen Erkrankungen wie der Sichelzellenanämie betrifft.

Disruptive Technologien bieten unserer Gesellschaft also vielfältige Chancen, sich weiterzuentwickeln und Dinge sowie Prozesse positiv zu verändern. Sie können aber auch negative Auswirkungen haben. Dessen sollten wir uns bewusst sein und sorgsam mit solchen Innovationen umgehen.

Tipp: Erfahren Sie in unserem LIWEST Podcast LEO mehr über aktuelle Themen und zukünftige Trends, die Digitalisierung sowie Oberösterreichs Technologiewelt. Wir sprechen mit Start-ups und Pionier*innen, Expert*innen und Unternehmen über ihre Ideen, Erfahrungen und Einschätzungen.

Disruptive Technologien: Häufig gestellte Fragen

Eine Innovation ist laut dem Wirtschaftswissenschaftler Kotler etwas, dass als neu wahrgenommen wird. Hier kann es sich um Güter, Dienstleistungen oder auch Ideen handeln.

Gängig ist die Unterscheidung der Innovation in folgende Arten:

  • Inkrementelle Innovation: laufende, schrittweise Verbesserung von Bestehendem, die im Grunde linear verläuft
  • Architektonische Innovation: Anpassung einer Technologie für einen neuen Markt
  • Radikale Innovation: völlig neue Lösungen mit bislang nicht bekannten Eigenschaften, die Märkte ändern oder schaffen
  • Disruptive Innovation: zielt auf kaum oder nicht bediente Bedürfnisse ab, verdrängt bestehende Lösungen und setzt sich langfristig durch

Die Grenzen zwischen den einzelnen Arten sind nicht immer klar, sondern verlaufen mitunter fließend.

Der Innovationsgrad dient als System, um zu bewerten, wie neu und in weiterer Folge innovativ eine Idee tatsächlich ist. Diese Bewertungsgrundlage unterstützt dabei, den potenziellen Erfolg eines Produkts oder Geschäftsmodells einzuschätzen.

Eine disruptive Strategie zielt darauf ab, Teilnehmer*innen eines bestehenden Marktes praktisch vollständig zu verdrängen, Märkte aufzubrechen, zu verändern, zu destabilisieren oder gänzlich neue zu schaffen.


Das Wichtigste ist es, den Markt aufmerksam zu beobachten. Im Idealfall nicht nur den eigenen, sondern auch verwandte Märkte oder jene, die häufig mit Innovationen aufwarten. Trends und neue Technologien sollten eingehend analysiert werden, um Potenziale für den eigenen Betrieb zu erkennen und frühzeitig Nutzen daraus zu ziehen. Zudem können sich durch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen interessante Synergien und Möglichkeiten ergeben.

Es ist durchaus empfehlenswert, eine eigene Abteilung einzurichten, die sich mit Innovationsmanagement, (Trend-) Forschung und Entwicklung beschäftigt. Sie kann Zukunftsszenarien sowie Prototypen erarbeiten, sich mit aktuellen, zukünftigen und derzeit noch unentdeckten Bedürfnissen der Zielgruppe beschäftigen sowie neuartige Technologien analysieren und bewerten.
 

Mehr zum Thema Disruptive Technologien über Data-Storytelling in Folge #6 vom LIWEST Podcast LEO

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