Anwendung von KI im Betrieb

Künstliche Intelligenz erfolgreich im Unternehmen nutzen

Die Anwendung von KI rückt bei immer mehr Unternehmen in den Fokus. Auch kleinere und mittlere Betriebe prüfen deren Einsatz, um sie effektiv nutzen zu können.

Erfahren Sie, wie Künstliche Intelligenz in Betrieben derzeit gerne verwendet wird, welche Chancen und Herausforderungen Sie erwarten können und wo sich der Trend aktuell hin entwickelt.

Klassische Anwendungsbereiche von KI in Unternehmen

Auch wenn uns Künstliche Intelligenz (= Artificial Intelligence, AI) bereits lange begleitet, wirkt es doch so, als sei sie erst jetzt mitten in der Gesellschaft angekommen. Dies ist sicherlich auch ChatGPT zu verdanken. Der Chatbot ist spätestens seit seiner Veröffentlichung Ende 2022 in aller Munde.

Maschinelles Lernen (= Machine Learning), ein Teilbereich der KI, wird in Unternehmen beispielsweise schon seit vielen Jahren für die automatisierte Analyse großer Datenmengen verwendet. Entsprechende Algorithmen erkennen selbstständig Zusammenhänge als auch bislang unbekannte Muster – und lernen daraus. Deep Learning, ein weiterer Teilbereich, kommt unter anderem bei der Sprach- und Gesichtserkennung zum Einsatz oder bei der Vorhersage von Ereignissen.

Die Anwendung von KI erfolgt in Unternehmen gerne in folgenden Bereichen:

  • Prozessautomatisierung: Automatisierte Verarbeitung unstrukturierter Daten, um zum Beispiel Informationen zusammenzufassen oder Klassifizierungen vorzunehmen.
  • Kund*innenservice und Support: Chatbots auf Websites zur raschen Beantwortung von Nachrichten oder auch Nutzung von KI zur Vorselektierung und Klassifizierung von Kund*innenanfragen und -daten.
  • Lieferketten- und Bestandsmanagement: Optimierung der Lieferkette sowie Überwachung von Lagerständen und Bestellungen als auch Verbesserung der Performance von Automatiklagern.
  • Erstellung von Prognosen und Vorhersagen: Auf Basis der analysierten Daten Früherkennung von potenziellen Problemen, etwa in der Fertigung, aber auch das Ableiten von Trends basierend auf historischen Daten und aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen.
  • Qualitätssicherung: Überwachung von Fertigungsprozessen und Prüfung von Produkten auf Mängel und Unregelmäßigkeiten, unter anderem durch optische Kontrolle.
  • Marketing: Nutzung generativer KI zur Erstellung von Grafiken, Bildern, Präsentationen oder Texten, Ableitung von künftigem Kauf- oder Kund*innenverhalten sowie Optimierung und Management von Kampagnen.
  • IT-Security: Erkennung und Abwehr von Cyberattacken, Identifizierung von Anomalien und potenziellen Bedrohungen, Schadsoftware, Phishing-Mails und Sicherheitsvorfällen.
  • Logistik: Optimierung und Überwachung von Routenplanung und Transportwegen, Reduzierung von Leerfahrten, effiziente Kombinierung von Ladungen und Erhöhung des Füllgrades in LKW.
  • Human Resources: Screening von Bewerbungen, Nutzung von Chatbots zum rascheren Beantworten von Fragen bestehender Mitarbeiter*innen sowie Hilfestellung im Onboarding-Prozess.

Es gibt kaum eine Branche oder einen Unternehmensbereich, wo Artificial Intelligence nicht auf irgendeine Art und Weise sinnvoll eingesetzt werden könnte. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Chancen und Herausforderungen

Künstliche Intelligenz wird mittlerweile nicht mehr nur in großen Betrieben, der Industrie oder in der Kreativbranche genutzt, sondern immer häufiger auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Dies kann zur Steigerung der Effizienz beitragen, in dem beispielsweise repetitive Aufgaben automatisiert werden.

Weitere Vorteile der Nutzung von KI-Lösungen in Betrieben sind:

  • Unterstützung bei Entscheidungen
  • Personalisierung von Produkten und Dienstleistungen
  • Personalisierte Kund*innenerlebnisse
  • Wettbewerbsvorteile durch fortschrittliche Technologie und optimierte Prozesse
  • Hohe Genauigkeit bei Vorhersagen und Prognosen
  • Automatisierte Zusammenfassung von Inhalten

Die Anwendung von KI in Unternehmen bietet vielerlei Vorteile und Chancen, istaber auch mit einem gewissen Grad an Risiko verbunden. Vor allem Datenschutz- und Sicherheitsbedenken sind es, die Mitarbeitende und Management gleichermaßen beschäftigen.

Mit folgenden Herausforderungen müssen sich Betriebe weiters auseinandersetzen:

  • Kosten für die Implementierung und Mitarbeiter*innenschulung
  • Integration in oder das Aufbrechen von bestehenden Systemen und Arbeitsabläufen
  • Unsicherheit hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen
  • Teils fehlende rechtliche Rahmenbedingungen
  • Nachvollziehbarkeit von KI-basierten Entscheidungsprozessen
  • Einhaltung ethischer Normen

Das Thema Ethik und KI ist mitunter heikel. Für Aufruhr sorgte etwa Anfang 2024 der Chatbot des Arbeitsmarktservice, welcher diverse Mängel aufwies und hinsichtlich Berufswahl geschlechterstereotype Vorschläge machte.

Dies ist unter anderem auf die Datensätze zurückzuführen, welche für das Training der KI benutzt werden. Auch im Bereich der Gesichtserkennung oder Bilderstellung stellt dies ein Problem dar, insbesondere für ohnehin bereits marginalisierte Gruppen.

Effektive Einführung im Betrieb

Die Einführung von Künstlicher Intelligenz im Betrieb sollte nicht überhastet erfolgen. Am besten Sie betrachten diese als eigenständiges Projekt und definieren Arbeitspakte sowie Verantwortliche, welche anhand eines konkreten Zeitplanes vorgehen.

Beachten Sie bei der Einführung von KI-Anwendungen außerdem folgende Punkte:

  • Bestandsaufnahme: Wird KI-Software vielleicht bereits im Unternehmen eingesetzt? Und auf welche Art und Weise?
  • Datengrundlage: Überprüfen Sie unter anderem die Qualität, Genauigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der verfügbaren Daten.
  • Datenschutz und Sicherheit: Vor allem wenn personenbezogene Daten verarbeitet werden muss ein hohes Maß an Sicherheit eingehalten werden. Zudem gilt auch hier die DSGVO. Es sollten keine vertraulichen Informationen oder bestimmte Prozessabläufe in Chatbots wie ChatGPT oder Claude AI hochgeladen werden – denn diese lernen auch mit jenen Daten, die ihnen gefüttert werden.
  • Richtlinien: Erstellen Sie Richtlinien für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz, damit klar ist, was in Ordnung ist oder wofür die Technologie keinesfalls genutzt werden darf.
  • Ressourcen: Neben personellen Ressourcen ist es auch nötig, Unterlagen bereitzustellen, um die (zukünftigen) Anwender*innen zu schulen und zu informieren. Auch an potenzielle Umschulungen sollte gedacht werden, wenn sich Tätigkeitsbereiche ändern oder wegfallen.
  • Changemanagement: Die Änderungen müssen klar kommuniziert und betroffene Personen ehestmöglich in den Prozess eingebunden werden.

Vor allem eine fehlende Abstimmung zwischen Betrieben und den Mitarbeitenden kann einen Stolperstein darstellen. Unter anderem ist es dem Management mitunter gar nicht bewusst, dass bereits selbstständig Tools wie ChatGPT, Bing AI oder Midjourney verwendet werden. Im Gegenzug wissen die Mitarbeitenden häufig nicht Bescheid, in welcher Art und Weise KI schon im Unternehmen zum Einsatz kommt. Ein Austausch ist hier enorm wichtig – auch, um den Mitarbeiter*innen die Angst zu nehmen, sie könnten ihre Jobs verlieren.

Viele Branchenvertretungen sowie das WIFI bieten häufig Kurse und Informationsveranstaltungen hinsichtlich KI-gestützter Lösungen an. Diese eignen sich wunderbar dazu, um sich einen Überblick zu verschaffen sowie um sich weiterzubilden und Anregungen zu holen, was sich eventuell im eigenen Betrieb einsetzen lässt. Das Hinzuziehen von externen Berater*innen ist ebenfalls eine gute Idee, um auf die eigene individuelle Situation zugeschnittene Infos zu erhalten.

Aktuelle Trends und zukünftige Entwicklungen

Derzeit erwägt es den Anschein, als würden beinahe täglich neue KI-Anwendungen am Markt erscheinen, die für Unternehmen der unterschiedlichsten Größen interessant sein können. Hier den Überblick zu behalten, kann durchaus eine Herausforderung darstellen. Sicher lässt sich jedoch sagen, dass die Grenzen des Möglichen noch lange nicht erreicht sind.

Eine Einschränkung erfolgt mehr oder weniger hinsichtlich vorhandener Ressourcen, unter anderem betreffend der Rechenleistung. Diese ist Grundvoraussetzung für die komplexen Berechnungen und die Verarbeitung der teils enormen Datenmengen. Sie sorgte unter anderem für den ersten „AI winter“ in den 70er Jahren. Die Systeme und Lösungen wurden damals aufgrund der vorhandenen Möglichkeiten den Erwartungen nicht gerecht, Förderungen wurden entzogen und das Interesse nahm ab. Weitergeforscht wurde natürlich dennoch.

Ein Blick in die zukünftige Entwicklung von KI-Anwendungen:

  • Fortschritte in der Erstellung von Videos: Software und Tools wie HeyGen oder Googles Lumiere, AI-Video-Generatoren, ermöglichen bereits jetzt das Erstellen von professionellen Videos mithilfe von KI-Avataren – inklusive Stimme. Die Qualität dieser Technologie wird sich in den kommenden Jahren stark verbessern und eine Unterscheidung zwischen echt und fake immer mehr erschweren. Im Marketing, etwa im Bereich Werbevideos, müssen Models beispielsweise nur mehr eine Spot drehen, welcher mithilfe von Künstlicher Intelligenz in viele Sprachen authentisch übersetzt werden kann.
  • Spracherkennung und Übersetzung: Die Qualität von Transkriptionen und Übersetzungen nimmt zu und ist bereits jetzt nicht mehr vergleichbar mit jener von vor einigen Jahren. Google Lens etwa übersetzt Texte, in dem man einfach die Kamera auf den zu übersetzenden Bereich richtet. Sofort wird am Display die gewünschte Sprache angezeigt – ohne dabei ein Foto aufnehmen zu müssen. All dies kann die Kommunikation innerhalb multinationaler Teams enorm vereinfachen.
  • Diagnosen: In der Medizin und im Gesundheitsbereich zeigen Studien bereits, dass KI Röntgenbilder zum Teil bereits ebenso gut deuten kann wie ausgebildete Radiolog*innen. In Zukunft wird sie für die Entscheidungsunterstützung immer bedeutsamer werden. Mittels MRT-Aufnahmen wird zudem bereits daran gearbeitet, Gehirndaten auszuwerten und erste Schritte in Richtung des Gedankenlesens (Neural Decoding) unternommen. Letzteres steckt aktuell noch in den Kinderschuhen und wird aus diesen wohl so schnell auch nicht herauswachsen.
  • Humanoide Roboter: Bereits jetzt kommen Roboter in unterschiedlichen Fertigungsprozessen zum Einsatz. Humanoide Roboter sollen diese Prozesse noch weiter automatisieren und insbesondere gefährliche, schwere oder repetitive Aufgaben übernehmen. Dies kann beispielsweise bei der Arbeit an Fließbändern bzw. in der Automobilproduktion der Fall sein. Der KI-Roboter erlernt durch das Beobachten Bewegungsabläufe und eignet sich somit für mehr als einen Einsatzzweck. Anfang 2024 schloss BMW einen Deal mit Figure AI Inc. ab und wird in einem Werk in den USA humanoide Roboter nutzen.

In der Geschäftsführung sowie im Management sollte man sich definitiv damit auseinandersetzen, ob und welchen Platz die Anwendung von KI im eigenen Unternehmen hat. Natürlich birgt die Nutzung gewisse Herausforderungen, ebenso bietet sie aber enorme Potenziale.

Verweigert man sich der Digitalisierung und technologischem Fortschritt riskiert man unter Umständen, zurückzufallen und den Anschluss nicht mehr zu finden. Wie schnell das gehen kann, zeigen prominente Beispiele wie etwa Blackberry, Nokia und Kodak sowie der amerikanische Video-Verleih Blockbuster. Letzterer hatte sogar die Chance, Netflix zu kaufen, lehnte aber ab.

 

Anwendung von KI im Betrieb: Häufig gestellte Fragen


Unbedingt vermeiden sollte man es, vertrauliche Informationen oder auch personenbezogene Daten in die KI-Anwendung einzugeben. Im schlimmsten Fall bekommt der nächste diese in irgendeiner Art und Weise wieder ausgespielt. Weiters sollten solche Anwendungen nur aus vertrauenswürdigen Quellen heruntergeladen werden – gefälschte Apps, die Daten abgreifen, sind nämlich bereits in Umlauf. Zudem gilt die DSGVO. Über andere anwendbare rechtliche Rahmenbedingungen herrscht noch Unklarheit. Hier hinkt die Legislative derzeit nach.

In den USA laufen aktuell außerdem mehrere Klagen hinsichtlich Urheberrechtsverletzungen. Lassen Sie sich also bei der Implementierung von KI-Anwendungen im Betrieb von Expert*innen beraten und halten Sie die allgemeinen Regeln der Cyber-Sicherheit ein.
 

Vor allem die Finanz- und Versicherungsbranche profitiert von entsprechenden Lösungen, etwa in den Bereichen Risikomanagement und Datenanalyse, sowie bei der Automatisierung von Prozessen oder der Verbesserung des Kund*innenservices. Weitere Nutznießer*innen sind Unternehmen in den Bereichen Gesundheit, Marketing, E-Commerce, IT, Logistik und Produktion.

Laut Statistik Austria haben im Jahr 2023 rund 11 % der österreichischen Unternehmen KI-Anwendungen eingesetzt – Tendenz steigend. Der Wirtschaftszweig Information und Kommunikation liegt an der Spitze. Umso größer der Betrieb, umso häufiger wird Künstliche Intelligenz genutzt.

Je nach Branche werden die Auswirkungen voraussichtlich mehr oder weniger stark zu spüren sein. Insbesondere sich wiederholende Tätigkeiten und Routineaufgaben könnten automatisiert werden – die entsprechenden Arbeitsfelder fallen entsprechend weg. Unternehmen bietet sich aber so die Chance, vorhandene Talente anders bzw. effizienter zu nutzen. Unterstützen können dabei Umschulungsmaßnahmen.

Mehr zum Thema "KI in der Praxis – Zwischen Fluch und Segen" zum Anhören in Folge #4 vom LIWEST Podcast LEO

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