Erstellt am 05.12.2016

Mensch und Roboter

Das Internet durchdringt immer mehr Alltagsgeräte, Roboter verdrängen Menschen aus der Arbeitswelt, künstliche Intelligenz lernt täglich dazu. Das verursacht bei vielen Menschen Zukunftsängste. Die Linzer Medienpsychologin Dr. Martina Mara gibt fundierte Einblicke in das Verhältnis von Mensch und Maschine und deren zukünftige Entwicklung.

 

So begann in den Achtzigerjahren jede Folge der TV-Serie mit dem jungen, feschen David Hasselhoff und seinem mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten, sprechenden Auto K.I.T.T. Für Martina Mara waren es die ersten Eindrücke eines Roboters. „Wir haben nachgespielt, wie Michael Knight den K.I.T.T. ruft“, erzählt die Linzerin. „Heute würde man sagen, wie er per Smartwatch mit dem autonomen Fahrzeug interagiert.“

Bewegung und Interaktion

Bis heute ist ihr die Begeisterung für Roboter geblieben. Die Beziehung des Menschen zur Maschine bildet einen Forschungsschwerpunkt der Medienpsychologin. Fast so vielfältig wie die Menschheit ist auch die Roboterwelt. „Es gibt sehr viele Definitionen für den Begriff Roboter“, so die Expertin. „Für mich gehört dazu: etwas Physisches, etwas zum Angreifen, das sich selbst bewegen kann, eine autonome Bewegung im Raum. Und zweitens – als Psychologin: eine Maschine, die auch als ein sozialer Akteur wahrgenommen wird, dass also Menschen damit kommunizieren können.“

Das Kind in der Maschine

Dieser zweite Faktor, die Bedeutung als Partner des Menschen, hängt ebenfalls mit der Bewegung der Maschine zusammen. Seit den Vierzigerjahren zeigen Studien: Sobald sich ein Objekt bewegt, egal ob im Raum oder auf einem Bildschirm, erregt es besondere Aufmerksamkeit. Alltägliches Musterbeispiel ist die menschliche Reaktion auf Staubsauger- oder Rasenmäh-Roboter. Sie erhalten Kosenamen, werden gelobt („Brav war er wieder, der liebe Robo.“) oder gesucht („Ja, wo versteckt sich denn der Saugi heute?“). Die Wissenschaft nennt das „Anthropomorphisierung“: Wir schreiben der Maschine menschliche Gefühle und Ziele zu.

So menschlich wie möglich?

Die Menschenähnlichkeit von Robotern ist weltweit eines der heißesten Forschungsthemen. „Es gibt Robotiker, die eine möglichst menschengleiche Gestalt anstreben, um diese Beziehung natürlich und intuitiv ablaufen zu lassen. Sieht der Roboter aus wie ein Mensch, so glauben sie, wissen wir sofort, wie wir ihn ansprechen können und akzeptieren ihn umso besser“, schildert Mara. „Allerdings wissen wir aus der Psychologie: Die Emotionalisierung funktioniert sowieso. Wenn Roboter aber besonders menschenähnlich werden, wirken sie schnell bedrohlich, oft sogar gruselig.“

Angst vor Androiden

Untersuchungen, darunter Maras eigene Studien, haben gezeigt: Mit steigender Menschenähnlichkeit des Roboters steigt auch seine Akzeptanz. Jedoch nur bis zu einem gewissen Grad. Wird der Roboter dann zu perfekt, ein sogenannter Android, dann wirkt er bedrohlich, lässt sich nicht mehr einschätzen, ruft Ängste hervor. Diese Überlegungen hat der japanische Robotik-Pionier Masahiro Mori schon 1970 in seinem Konzept „Uncanny Valley“ - zu Deutsch: „Unheimliches Tal“ - publiziert, verbunden mit der Empfehlung, Roboter nicht total menschenähnlich zu gestalten. Martina Mara fordert, dass dieses Thema viel stärker diskutiert werden müsste. „Wollen wir das als Menschen?“ Dabei geht es nicht nur um die Frage, wie menschenähnlich die Roboterhülle ist oder wie schwierig es für einen Roboter ist, auf zwei Beinen zu laufen.

Grenzen der künstlichen Intelligenz

Dahinter steckt vielmehr die Frage nach der künstlichen Intelligenz. „Ein Teil der Forscher sagt, dass die Nachbildung menschlicher Intelligenz einen menschenähnlichen Körper erfordert“, erläutert die Forscherin und betont: „Allerdings gibt es zur Funktion unseres Gehirns noch so viele offene Fragen, dass wir von einer Laborkopie weit entfernt sind.“ Einzelne einfache Abläufe könnten simuliert werden und smarte Maschinen wären mitunter auch schon in der Lage, selbständig dazuzulernen. „Momentan bedeutet künstliche Intelligenz aber nicht viel mehr, als eine Datenbank, die mit Massen an Information vollgestopft ist. Die Maschine holt sich im richtigen Moment die richtigen Infos.“ Außer Reichweite sind die grundmenschlichen Kompetenzen: Kreativität, Humor, Empathie oder Verhandlungsgeschick. „Es wird noch sehr, sehr lange Zeit dauern, bis man eine Maschine nachbilden kann – vielleicht auch nie“, sagt Mara.

 

In diesem Video geht es um die Frage "Werden Computer in Zukunft wie Menschen denken und handeln?"


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